Ulrich Schmidt – einer der ganz großen saarländischen Ornithologen

    Am 24. Mai 2012 starb Ulrich Schmidt, einer der ganz großen saarländischen Ornithologen. Ulrich Schmidt wurde am 6. Februar 1947 in Gimbsbach bei Kusel geboren und zog mit seinen Eltern schon in jungen Jahren nach Saarbrücken, wo er im Stadtteil Rußhütte eine wirkliche Heimat fand. Bis zu seinem Tod blieb er im elterlichen Haus wohnen. Nach der Schulzeit fand er bei der Deutschen Bahn einen Ausbildungsplatz. Auch im Beruf als Amtsrat im Bereich Waggontransfer zeigte Ulrich die ihm eigene Beständigkeit, denn er blieb er bis zu seinem frühen, krankheitsbedingten Ausscheiden im Jahre 1992 seinem ersten Arbeitgeber treu.

    Leider ereilte ihn bereits im Alter von 34 Jahren ein Nierenleiden, das seinen Lebensweg maßgeblich beeinflusste. Die weiteren Jahre wurden von Dialyse, Operationen und zahlreichen Klinikaufenthalten getrübt. Doch Ulrich Schmidt war bis zuletzt stets zuversichtlich und guten Mutes, er gab sich nie auf, er klagte nie, sondern akzeptierte die Beeinträchtigungen und lernte mit ihnen zu leben. Mit seiner Frau Monika hatte er eine Lebenspartnerin, die ihren Mann in jeder nur erdenklichen Weise unterstützte. Auch seine beiden Kinder, Heike und Daniel, standen ihrem Vater stets zur Seite.

    Bereits früh fand er Gefallen an der heimischen Vogelwelt und trat 1964 mit siebzehn Jahren dem Deutschen Bund für Vogelschutz e.V. bei. Seit 1982 war er im Vorstand tätig und von 1982 bis 1990 sowie von 1998 bis zu seinem Tod zweiter Vorsitzender der NABU-Gruppe Saarbrücken. In der Vorstandsarbeit war er immer ein sehr kompetenter Partner und wichtiger Impulsgeber für neue Ideen, aber auch ein sehr geduldiger Zuhörer, der die Gedanken der Kollegen und Kolleginnen stets gelten ließ und objektiv bewertete. Ulrich Schmidt war Mitglied im Ornithologischen Beobachterring (OBS) und engagierte sich in vielen weiteren Bereichen der Ornithologie. Er wirkte an den verschiedenen saarländischen Kartierungsprojekten mit und verfasste Texte für den Atlas der Brutvögel des Saarlandes. Er hatte sich eine stattliche Bibliothek mit ornithologischer Fachliteratur aufgebaut. Wenn man ihn zuhause besuchte, war er stets mit einer ganzen Reihe vogelkundlich interessanter Literatur beschäftigt und nie ohne Buch anzutreffen.

    Ulrich Schmidt war aber nicht nur an den Vögeln selbst, sondern auch an geschichtlichen Aspekten der Ornithologie interessiert. Er bemühte sich darum, die ersten Vogelkundler des Saarlandes vor dem Vergessen zu bewahren. Für die Jubiläumsschrift des NABU-Saarbrücken, die dieser zu seinem fünfzigsten Bestehen herausgab, sowie für den OBS verfasste er Artikel über seinen Namensvetter Theo Schmidt und über Julius Kiefer. Durch den Einsatz von Ulrich Schmidt konnte der Grabstein von Theo Schmidt auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof nicht nur erhalten, sondern auch restauriert werden.

    Ulrich Schmidt unternahm Reisen zu vogelkundlich interessanten Plätzen wie zum Beispiel der Camargue in Südfrankreich oder nach Norwegen. Leider erlaubte ihm die Erkrankung in den letzten Jahren keine großen Reisen mehr. So verbrachte er seine letzten Urlaube mit Vogelbeobachtungen an der Unterelbe.

    Ulrich Schmidt hat an einem wunderschönen Junimorgen im Friedwald im Bereich des Naturschutzgebietes Steinbachtal bei Saarbrücken am Fuße eines Baumes seine letzte Ruhestätte gefunden. Er wird uns allen als kompetente Quelle von ornithologischem Wissen, geduldiger Zuhörer und Ratgeber in praktischen wie theoretischen Naturschutzangelegenheiten fehlen.

    Dr. Ralf Kohl, NABU-Saarbrücken