Mehr (Insekten-)Leben auf dem Friedhof

Ob mitten im Ort oder in Randlage, unsere Friedhöfe sind grüne Inseln im urbanen Raum. Zum Beispiel die großen alten Friedhöfe in Saarbrücken mit ihrem prächtigen Baumbestand und den abwechslungsreich, wenn auch nicht immer mit Heimischem, bepflanzten Erdgrabstätten, die vielfältige Vogelarten als Lebensraum und Brutstätten für sich entdeckt haben.

Seit einigen Jahren zeichnet sich eine Entwicklung ab, die diese Lebensräume gravierend verändert: Zunächst aus Platz- mangel wurden kleinere Erdgräber für Erd- und Urnenbestattung angelegt. Inzwischen sind aus den Friedhofswegen Alleen aus Urnenwänden entstanden, und viele Gräberfelder werden nach der Einebnung nicht mehr genutzt und fallen brach.

Am Beispiel des Burbacher Waldfriedhofs ist zu sehen, wie schnell die Sukzession diese Brachflächen zu weiten Brombeerfluren umgestaltet mit dem zukünftigen Endstadium Wald. Claudia und Christian Wolf vom NABU Saarbrücken, die schon seit einigen Jahren neunzig Vogelnisthilfen und mehrere Futterstellen auf dem Waldfriedhof betreuen, haben sich für diese Flächen Besseres vorgenommen und 2020 in Zusammenarbeit mit dem Saarbrücker Amt für Stadtgrün und Friedhöfe damit begonnen, insbesondere offene südexponierte Bereiche als Nahrungs- und Fortpflanzungsflächen für Insekten zu beackern und bepflanzen. Mit tatkräftiger und zuverlässiger Hilfe steht ihnen Alex Voos zur Seite, denn viele Quadratmeter Grasnarbe waren und sind noch auszugraben und hier und da stört auch eine Thuja oder ein Kirschlorbeer das Vorhaben. Auf die gut vorbereiteten Flächen brachten sie ausgesuchten Wildblumensamen aus und pflanzten gleichzeitig zwei- und mehrjährige Wildpflanzen. An geeigneten Stellen ergänzten sie mit Wildsträuchern wie Faulbaum, Felsenbirne und Wildrosen. Auch diese werden als Pollen-, Nektar- und Fraßpflanzen von vielen Insekten genutzt. Im Herbst und Winter dienen sie einheimischen Vogelarten zur Nahrungsspende. Bereits im ersten Jahr blühten Kornblumen, Mohn, Wilde Karde, Eisenkraut, Ziest, Thymian und Majoran. Mehrere Hummelarten, Wildbienen und Schmetterlinge konnten nach wenigen Monaten beobachtet werden. Für die frühen Insekten und auch etwas für`s Auge setzten Claudia, Christian und Alex reichlich Frühblüherzwiebeln der Sorten Scilla siberica, Scilla bifolia und Crocus tommasinianus.

Zwei individuell gestaltete Tafeln bilden nun ab, was sich auf den brachgefallenen Gräberfeldern tut, und sollen die Friedhofsbesucher*innen neugierig machen auf das, was in den nächsten Jahren den Burbacher Waldfriedhof noch lebendiger machen wird.

Wega Kling, Friedrichsthal

Beispiele für Wildblumen als Pflanzen:

(Woll-)Ziest, Thymian in Sorten, Skabiosen, Wiesenwitwenblume, Skabiosenflockenblume, Wiesensalbei, Fetthenne, Wiesenflockenblume, Golddistel, Eisenkraut

Wildblumen säen:

Verschiedene Wildblumenmischungen (Saatgut) von (Rieger-Hofmann und Hof-Berggarten), Reinsaat Natternkopf, Skabiosen, Majoran, Wiesen- witwenblume, Wilde Möhre.

Beispiele für heimische Sträucher:

Faulbaum, Schlehe, Felsenbirne, Rote Heckenkirsche, Gemeiner Schneeball, Kornelkirsche, Weißdorn, Bibernellrose, Hundsrose, Hechtrose, Essigrose.

2021, Wega Kling, NABU Saarbrücken

So schön entwickeln sich die Blühflächen