Theo Schmidt - ein saarländischer Ornithologe

von Ulrich Schmidt

Erstveröffentlichung im OBS-Info 24, S. 4 - 5 vom November 2001

Am 29.7.2001 jährte sich zum 125. mal der Geburtstag von Theo Schmidt. Im Vorfeld dieses Jubiläums war der Ornithologische Beobachterring Saar (OBS) bemüht, die Porträtreihe der Pioniere der saarländischen Vogelkunde, wie sie in der Bibliographie zur Vogelkunde des Saarlandes (Lanius 25, 1986) veröffentlicht war, mit einem Bild von Theo Schmidt zu erweitern. Die große Bedeutung von Theo Schmidt für die saarländische Vogelkunde ist in dieser Bibliographie dargestellt. Darin zeugen 17 Veröffentlichungen über die saarländische Vogel-welt von 1923 bis zum Todesjahr 1958 von seinem Schaffen. So war es uns eine Verpflichtung, den Porträts von Julius Kiefer, Otto LeRoi, Hans Geyr von Schweppenburg und Fritz Neubaur das von Theo Schmidt hinzu zu gesellen. Daß dies erst nach so vielen Jahren geschieht, liegt daran, daß bisher kein Bild von Theo Schmidt verfügbar schien bzw. keine größeren Anstrengungen unternommen wurden. Die spannende Geschichte der Suche nach einem solchen Porträt sei hier geschildert.

Da Theo Schmidt 1876 in Großrosseln geboren wurde, sprach der Verfasser auf Anregung von Günter Nicklaus im Januar 1999 den Heimatkundlichen Verein Warndt an. Als Ansprechpartner stellte sich Hans Kannengießer zur Verfügung, der großen Ehrgeiz entwickelte, unseren Wunsch erfüllen zu können.  

 In mehreren fernmündlichen „Zwischenberichten" wurde aber deutlich, daß sich die Sache schwierig gestalten würde. Da Theo Schmidt Lehrer war, wurde auch versucht, über das Schulamt und das Kultusministerium fündig zu werden, aber leider vergeblich. Unser Anliegen sprach sich offensichtlich herum, denn der Verfasser erhielt wiederholt Telefonanrufe von Personen, die bei den Erkundungen angesprochen wurden und Tips und Anregungen weitergaben. Zwischenzeitlich übersandte Herr Kannengießer einen Auszug aus dem Einwohnerbuch von Großrosseln und so bot der Stammbaum der Familie Schmidt weitere Ansatzmöglichkeiten bei der Spurensuche. Mitte des Jahres gab dann Hans Kannengießer den entscheidenden  Hinweis.  Er  empfahl  dem  inzwischen ebenfalls  eingeschalteten  Lothar  Hayo, bei der ehemaligen Rektorin der Großrosseler Schule, Frau  Anni Adam, nachzufragen. Diese wiederum nannte Mathilde Neumann aus Großrosseln als Ansprechpartnerin, deren Mutter eine Cousine von Theo Schmidt war. Frau Neumann stellte dann spontan  den  Kontakt  zu  Gisela  Rauch  her. Frau

 Rauch, geb. Schmidt, ist die Tochter von Vinzenz Schmidt, dem ältesten Bruder von Theo Schmidt.

Ende Juli 1999 konnte der Verfasser bei Frau Rauch in Saarbrücken schließlich zwei Famili-enfotos in Empfang nehmen, die sie  auch bereitwillig und ausführlich  erläuterte, um  unter über 80 Personen „Onkel Theo" herausfinden zu können. Eines der Bilder diente als Vorlage zur Herstellung eines Porträts. Dieses Bild können wir heute präsentieren und sind glücklich, die anfangs genannte Lücke endlich schließen zu können. Allen an den Recherchen beteiligten Personen sei an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön ausgesprochen.

Das Bild entstand 1912, es zeigt Theo Schmidt im Alter von 36 Jahren. Zu dieser Zeit trat er noch nicht mit vogelkundlichen Beiträgen an die Öffentlichkeit.  Er war aber damals schon avifaunistisch aktiv, davon zeugen die unter seinem Namen im „1. Nachtrag zur Vogelfauna der Rheinprovinz" von O. LeRoi und H. Geyr (1912) aufgeführten Beobachtungen. Die Wenigen unter uns, die ihn noch persönlich kennenlernen konnten, erinnern sich sicher nur noch an den schon Achtzigjährigen.

Dieser kleine Exkurs in die Arbeiten zur Ornithologie-Geschichte unseres Landes mag Anregung sein für die eigene Beschäftigung mit dieser interessanten Materie und zugleich ihre Bedeutung hervorheben. Das Studium von Lanius 25 bietet hierzu eine ausgezeichnete Grundlage.

„Es wäre wenig pietätvoll und undankbar, wenn unser heutiges Arbeiten auf ornithologischem Gebiet achtlos an diesem feinsinnigen Kenner und verläßlichen Beobachter unserer heimischen Ornis vorüberginge." Mit diesen Worten ehrte Theo Schmidt Julius Kiefer in seiner „Vogelfauna des Saarreviers" (Saarkalender 3, 1925). Diesen Satz dürfen wir im Jubiläumsjahr wieder aufgreifen und auf  Theo Schmidt selbst und sein verdienstvolles Wirken für die saarländische Ornithologie anwenden.