Tolle Unterstützung beim Riesenschachtelhalmschutz

Handballer roden Japanischen Staudenknöterich im Grumbachtal

Neophyten nennt man Neobiotische Pflanzen, also solche, die sich in einem Gebiet angepflanzt und verbreitet haben, in dem sie vorher nicht heimisch waren. Manche von ihnen können die heimische Flora in hohem Maße verdrängen, wie es zum Beispiel an vielen Wegrändern und Gewässersäumen zu beobachten ist. Bei unseren zweimaligen Pflegeeinsätzen im Riesenschachtelhalm wird das Problem deutllch: Die Wegränder werden in rasantem Tempo vom Japanischen Staudenknöterich (Fallopia japonica) überwuchert, und der Schachtelhalm droht zu verschwinden, wenn nicht regelmäßig und massiv in die Knöterichbestände eingegriffen wird.

Wenige Tage nach unserem Frühjahrseinsatz im Schachtelhalmbestand erhielten wir  am Samstag, dem 18 Juni, sportliche Hilfe:

Fünfzehn Handballer der HSG TV Altenkessel/ATSV Saarbrücken und ihr Trainer  Andreas Birk rückten mit den notwendigen Gerätschaften, festem Schuhwerk und Handschuhen dem invasiven Gewächs zuleibe und hinterließen Berge von Grünschnitt. Der muss aber in die Verbrennungsanlage, denn kleinste Teile können schon wieder Fuß fassen, so dass eine Kompostierung die Arbeit zunichte machen könnte, die Abfuhr erfolgt durch die Stadt Saarbrücken.

Wir freuen uns über soviel Einsatz für die Natur und danken den Sportlern sehr herzlich.

NABU Saarbrücken

Der Vorstand

Zu den Impessionen von den Schachtelhalmen im Monat Juni 2016, fotografiert von Ute Fugmann

 

Riesenschachtelhalm - ein Relikt aus der Erdurzeit

Seit vielen Jahren kümmert sich der NABU Saarbrücken mit Pflegeeinsätzen und durch Information um den Erhalt der Pflanze, die es aus dem Erdurzeitalter in unsere Zeit geschafft hat.

Im Grumbachtal ist ihr Bestand durch wilde Ablagerungen von Grünschnitt gefährdet. Konkurrenten wie Brennnessel, Brombeere und vermehrt auch drüsiges Springkraut halten wir durch Pflegeeinsätze weitgehend in Schach. Auch erste Pflanzen des Riesenbärenklau sind bereits aufgetaucht. Wir freuen uns sehr über Helferinnen und Helfer, die sich vielleicht auch durch diese Fotos ermuntern lassen. Die zwei Einsatztermine im Frühjahr und Spätherbst stehen im Jahresprogramm, die Uhrzeit kann variieren und ist zu erfahren unter Tel: 0681-792003 oder 06897-88126.

Schachtelhalmpflege: Dem Japanknöterich an die Wurzeln!

Beim Herbst-Pflegeeinsatz im Grumbachtal konzentrierten wir uns auf den sich stark ausbreitenden Japanknöterich.

Wo diese mächtigen Neophyten Fuß fassen, geht alles andere zugrunde. Auf einer Fläche direkt neben einem sehr schön entwickelten Schachtelhalmbestand gingen wir deshalb dem Konkurrenten mit Spitzhacke und anderem „schweren“ Gerät an die Wurzel.

Helfer vom Sportverein Schafbrücke packten mit an. Und unser Mitglied Gabi Stein brachte zu unserer Überraschung Verstärkung aus Baden-Württemberg, ihren Gast vom NABU-Mannheim, mit.

Für die Abfuhr des gesondert zu entsorgenden Knöterich sorgte die Stadt Saarbrücken.

20.11.2013 Wega Kling

Überbleibsel aus der Steinkohlezeit in Not - Die Schachtelhalme im Grumbachtal

Aus "50 Jahre NABU Saarbrücken", von Ralf Kohl

Die NABU-Gruppe Saarbrücken ist Ende der neunziger Jahre auf die Schachtelhalmbestände im Grumbachtal aufmerksam gemacht geworden. Herr Hoffmann, der zuständige Naturschutzbeauftragte und gleichzeitig exzellenter Pflanzenkenner, bemühte sich bereits seit 1988 um den Erhalt der Bestände von  Winter- (Equisetum hyemale) und  Riesenschachtelhalm (Equisetum telmateja) entlang des Fußweges am Scheidterberghang hinter der Bebauung des vorderen Grumbachtales. Dem Autor waren diese Bestände seit einer botanischen Exkursion der Universität des Saarlandes unter Leitung von Dr. E. Sauer im Frühling 1977 zwar bekannt, jedoch die damit verbundene Problematik nicht bewußt.

Da auf den Höhen des Scheidterberges der Buntsandstein eine Muschelkalkauflage trägt, tritt am Hangfuß in vielen kleinen Quellen mit Kalk angereichertes Wasser aus und schafft ideale Bedingungen für die beiden Reliktarten  aus der Steinkohlezeit.  

Der Winterschachtelhalm (Equisetum hyemale) kommt an „schattigen, frischen, gern etwas sickerfrischen, meist kalkreichen, basischen Stellen“ vor (SEBALD et al. 1990). Ähnliches gilt für den Riesenschachtelhalm (Equisetum telmateja), der jedoch „lichtreiche Stellen“ (SEBALD et al. 1990) bevorzugt.

Die Gruppe der Schachtelhalme gehört zu den Farnpflanzen. Ihre beste Zeit liegt lange hinter ihnen. Vor 300 Millionen Jahren, im Erdzeitalter des Karbons, der Steinkohlezeit, kamen sie mit wesentlich mehr Arten als heute im damals subtropischen Mitteleuropa vor. Die Gruppe war aber nicht nur artenreicher, sondern die einzelnen Pflanzen erreichten auch ganz andere Dimensionen als heute. Ist heute der Riesenschachtelhalm, wie der Name schon sagt, mit 1,5 bis maximal 2 m der größte Schachtelhalm der heimischen Flora und erreichen die tropischen Arten heute eine maximale Höhe von bis 8 m (bei einer Dicke von 2,5 cm), so waren die Schachtelhalme der Steinkohlezeit wahre Riesen. Mit Höhen bis zu 20 m und Durchmessern bis 1 m waren sie die Bäume des Karbonwaldes. Auch damals besiedelten sie feuchte Stellen, am liebsten die Verlandungsregionen entlang der Gewässer. Ihre Überreste machen heute ei-nen Teil der Steinkohle aus, die gerade im Saarland Grundlage der industriellen Blütezeit war.

Die Schachtelhalme haben sich bezüglich ihres Aufbaus seit der Steinkohlezeit nicht grundlegend verändert und können daher als echte lebende Fossilien angesehen werden. Ihr Artenreichtum war längst erloschen, als die ersten Dinosaurier die Erde bevölkerten und heute, lange nach dem Aussterben der Dinosaurier, existieren sie, wenn auch weltweit nur mit etwa zwei Dutzend Arten, immer noch ohne wesentliche bauliche Veränderungen erfahren zu haben.

Was bedroht den Fortbestand der beiden Schachtelhalmarten im Grumbachtal? Die nährstoffarmen Standorte am Hangfuß werden von den Anwohnern immer wieder und immer noch als illegale Gartenschnittdeponie genutzt. Obwohl gerade hier die Gärten für einen eigenen Kom-posthaufen groß genug wären, obwohl es Grünschnittcontainer und die Kompostierungsanla-ge in Gersweiler gibt und obwohl die Landeshauptstadt Saarbrücken mit mehreren Aufklärungskampagnen via Presse und Hauswurfsendungen versucht hat, die Anwohner für die Problematik zu sensibilisieren, wird immer wieder all das, was man aus den Gärten entfernt, sei es Rasenschnitt, seien es Thujahecken, am Hangfuß deponiert. Dort verrottet das Pflanzenmaterial und die enthaltenen Nährstoffe werden dem Kreislauf der Natur wieder zur Verfügung gestellt. Das bedeutet, der Boden wird mit Nährstoffen angereichert, eutrophiert. Die verstärkte Nährstoffzufuhr begünstigt andere Pflanzen z.B. die Brennesseln, die im Frühjahr vor den Schachtelhalmen austreiben und mit diesen in Lichtkonkurrenz treten und dabei gewinnen d.h. die Schachtelhalme überwuchern.

Da sowohl der Winter- als auch der Riesenschachtelhalm im Saarland sehr selten sind - von erstem gibt es 10 weitere Standorte im Saarland, von zweitem 15 weitere (vgl. SAUER 1993) - sah es die NABU-Gruppe als ihre Aufgabe, Herrn Hoffmann in seinem Bemühen zu unterstützen. In Zusammenarbeit mit dem Umweltamt der Landeshauptstadt Saarbrücken und in Abstimmung mit Herrn Hoffmann wurde eine dreifache Strategie verfolgt:

Zum ersten wurden die Ausweisung des betroffenen Bereiches „als geschützter Landschaftsbestandteil“ gefordert, konsequent vorangetrieben  und inzwischen in die Tat umgesetzt. Zum zweiten wurden Informationstafeln entwickelt, die seit dem 01. August 2006 auf die seltenen Pflanzen und ihre Bedrohung hinweisen.

Zum dritten finden seit 1998 jährlich Pflegemaßnahmen, vor allem im Bereich der Riesenschachtelhalmbestände statt, bei denen die Brennesseln und andere konkurrenzstarke Arten in mühevoller Handarbeit entfernt werden. Hierbei ist die sehr unterschiedliche Wuchsstrategie von Schachtelhalmen und Brennesseln für die Arbeiten sehr günstig: Die grünen, sterilen Sprosse der Riesenschachtelhalme überdauern den Winter nicht und sterben im Spätherbst jeden Jahres ab. Die fertilen und sterilen Sprosse des nächsten Jahres treiben aus einem waagerecht verlaufenden Rhizom, das bis zu einem Meter tief im Boden liegt. Die Rhizome der Brenneseln verlaufen dagegen in den oberen Bodenschichten und sind durch ihre gelbe Farbe gut kenntlich. Trotzdem ist bei den Arbeiten Vorsicht geboten, da die Sprosse für das nächste Jahr bereits unterirdisch angelegt sind und knapp unter der Oberfläche auf das nächste Frühjahr warten. Das bedeutet, Maschineneinsatz ist tabu und Handarbeit das Mittel der Wahl.

Auch wenn die Pflegemaßnahmen bereits seit einigen Jahren ausgeführt werden und sich die Schachtelhalmbestände inzwischen stabilisieren konnten, ist weitere Pflege notwendig. Wer mithelfen möchte, ist herzlich willkommen. Außerdem werden immer noch Paten gesucht, die vor Ort wohnen und ihren Heimvorteil nutzen, um die Urzeitrelikte im Auge zu behalten und Umweltsünder auf die besonderen Bedingungen an diesem Standort aufmerksam zu machen. Interessenten wenden sich an die NABU-Gruppe Saarbrücken.

Literatur:

SAUER, E. (1993): Die Gefäßpflanzen des Saarlandes. Aus Natur und Landschaft im Saarland. Sonderband 5, S. 22, 201 & 203; Saarbrücken.

SEBALD, O.; SEYBOLD, S.; PHILIPPI, G. (Hrsg., 1990): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Bd. 1, S. 81ff.; Stuttgart.

 Photos: W. Hoffmann (Pflegemaßnahmen), R. Kohl (Schachtelhalmarten)

Impressionen der Schachtelhalme im Grumbachtal Saarbrücken, Fotos acht: Ute Fugmann